Guten Abend,
erstmal bitte ich darum das Thema (weiterhin) auf einer sachlichen Ebene zu diskutieren und möglich ohne persönliche Empfindsamkeiten oder Antipathien gegenüber einzelnen Usern
Prinzipiell ist das doch ein „spannendes“ Thema, womit sich JEDER befassen sollte, der irgendwelche Tiere hält (egal ob „heimisch“ oder „exotisch“). Denn irgendwo müssen sie ja alle mal her kommen. Dazu die Meinung eines „Händlers“, der damit seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, zu hören kann dann entweder die eigene Meinung bestärken oder vielleicht ein anderes Verständnis für Problematiken die damit einhergehen schaffen.
Ich versuche nun einmal erst die Seite des „Händlers“ zu beleuchten. Ich habe da auch schon die ein oder anderen Gespräche geführt und versuche nun einmal möglichst neutral ein paar Punkte rüber zu bringen. Vielleicht funktioniert das besser von einem „Unbeteiligten“.
Die Problematik: wir haben eine bestimmte Anzahl an Arten mehr oder weniger dauerhaft in Zucht. Wenn die Zucht funktioniert und gut läuft, bekommt das nicht nur der Händler hin, sondern auch Hobbyisten. Wie erfolgreich oder nicht sei mal dahingestellt. Eine Zeit lang hält sich der Preis für Art xy, aber meist spätestens nach 2 Generationen gibt es a) viele Nachzuchten, weil viele Züchter und b) lässt das Interesse an dieser Art nach, weil eben nicht mehr „neu“ und schon entsprechend oft in Zucht. Das alt bekannte Phänomen davon, dass alles was rar auch begehrt ist.
Da wird sich jeder hier an die eigene Nase fassen dürfen und feststellen: jupp, so ging’s mir auch schon öfter…
So… der Händler kann nun aber nicht von 100 verkauften Phyllocrania paradoxa oder Hierodula membranacea im Monat (über)leben, die der Hobbyist auch noch billiger anbieten kann als der Händler. Er muss sich zwangsläufig weiter bewegen und seinen Kunden ständig Neues präsentieren (woher er dieses „Neue“ bezieht ist nun erstmal zweitrangig).
Bitte nicht vergessen… auch der Händler hat sicher mal als Hobbyist angefangen und rein aus Begeisterung an der Materie sich dazu entschlossen nicht nur 3Stunden am Tag sondern 10Stunden (oder mehr, 7Tage die Woche) in dieses „Hobby“ zu stecken. Der der richtig Kohle verdienen will, der hat bereits vorher entschlossen dass er Buchhalter wird.
Wie kommt man an neue Arten?
Möglichkeit 1: selber hin fahren / fliegen. Problem: sehr teuer, wenn man es rein um die Beschaffung neuer Arten macht, bzw. rein aus finanziellen Gesichtspunkten (und nicht weil man eh mal in den „Urlaub“ möchte) und nicht Glück hat, bzw. weiß was man macht, hat man wenig Chancen zu finden was man sucht.
Möglichkeit 2: man beauftragt „Fänger“. Günstig, aber zu glauben, die würden nur und exklusiv für dich suchen ist doch sehr naiv! Ich bestelle 3 Ootheken, Günther 5, Paulchen 2 und Inge 15. Dann kommt noch Leute aus den USA, 5 aus Japan, einer von einer ostpazifischen Halbinsel mit 2764Sonnenstunden im Jahr und so geht es gerade weiter. Der „Fänger“ bestreitet auch seinen Lebensunterhalt. Und das ist ihm als Einzelnen nicht einmal anzukreiden, denn in der Zeit rennt er schon nicht Motorsägen schwingend durch den Dschungel um Platz für eine Kaffeeplantage zu schaffen (an der Stelle Prost!
).
Jeder Einzelne wird für sich da stehen und sagen „ja, ich brauch ja nur…“
Und jedem Einzelnen könnte man es schulterzukend verdenken, bzw. man kann die Beweggründe nachvollziehen. Und ganz ehrlich: da sitzt dann auf der nächsten Terraristika (oder wo auch immer), diese coole Art, die wir noch nie davor gesehen haben und es bitzelt in den Fingerspitzen…
Ich kenne genug Leute, die aus dem Urlaub mal ein oder zwei Ootheken mitbringen (oder auch noch mehr). Bei keinem wäre ich auf die Idee gekommen zu sagen: „aber du kannst doch nicht!“
Einziger Unterschied: bei den Leuten steht an allererster Stelle das Zuchtinteresse. Da können dann auch schon mal 3 Jahre oder mehr vergehen, in denen die Art im stillen Kämmerlein aufgebaut wird, ohne das jemals jemand von „außerhalb“ von dieser Art überhaupt vorher gehört hat. (Ja lieber Adrian, auch du nicht, das soll es geben
)
Das Argument von wegen Inzucht, bin ich der Meinung, greift nicht. Es stellt sich eher die Frage, ob nicht die Vermischung einzelner Stämme zu Problemen führt, bzw. ob nicht Probleme auf „Inzucht“ abgeschoben werden, nur weil man einen „fremden“ Stamm hat, der andere Haltungsbedingungen benötigt, wie der „eigene“ Stamm, mit dem man seine Erfahrungen gesammelt hat.
Beispiel die verschiedenen Idolomantis-Stämme. Einige sind bereit (verhältnismäßig) kurze Zeit nach der Einfuhr zusammengebrochen, wohingegen andere sich super gehalten haben. Und das teilweise noch bei ein und dem selben Züchter.
Inzucht ist aus meiner Sicht eine gern genommene Ausrede, wenn es nicht so läuft wie es soll und es keine offensichtlichen Gründe gibt. Zumindest bei Insekten.
Grüßle,
Regina
Jademantis
: du hast bei deiner Aufzählung den 3. vergessen. Denjenigen, der beim billigsten kauft. Der ist nämlich derjenige mit dem meisten Einfluss!