Erweiterung der Zuchtverbotsliste "invasiver, gebietsfremder Arten"

  • Moin..


    Da steh ich nun mit meinem Thema und denk mir so.. Wo gehörts hin?

    Tier- und Artenschutz? Stehn aber keine Mantiden auf der Liste.

    Meine anderen Tiere? Indirekt, aber auch fehlplatziert...

    Also ab in den Smalltalk damit. Vielleicht betriffts einige Forenmitglieder ja auch und besser man verbreitet die Information zu viel als zu wenig.


    Am 12.07.2022 wurde eine Erweiterung der Liste gebietsfremder, invasiver Arten veröffentlicht.


    L_2022186DE.01001001.xml (europa.eu)


    Diese Liste ist z.B. daran Schuld, dass wir in D/AT keine Apfelschnecken im Aquarium mehr haben/züchten/weitergeben dürfen, obwohl sie bei uns (sollten sie denn ausgesetzt werden) spätestens im Winter den Löffel abgeben. In anderen EU-Gebieten (z.B. Spanien) überleben die Biester den Winter, und stören dort mit ihrer hohen Reproduktionsrate wohl natürliche Gewässer und einheimische Arten.


    Neu angeführt wird seit voriger Woche nun u.A. der Lampropeltis getula-Komplex, der ja eigentlich aufgelöst wurde. Das betrifft in Folge jedoch alle Lampropeltis-Arten, die früher mal in diesen Komplex gezählt wurden, das heißt auch L.californiae, L.nigrita, L.nigra, L.splendida und was weiß ich nicht noch alles. (Ja, ich hab auch so eine entzückende(...?) Ringelsocke, deshalb hat mich das etwas getroffen.)


    Auch neu mit auf der Liste stehen Aquarienfische wie schwarze Zwergwelse, Schlangenköpfe und Moskitofische.


    Das Zucht- und Verbreitungsverbot für sämtliche Tiere in Tabelle 1 tritt bereits am 02.08.22 in Kraft. Zucht und Handel mit den Tieren wird ab diesem Zeitpunkt verboten.

    Für bereits vorhandene Tiere soll wohl ein Bestandsschutz gelten, solange man sicherstellen kann dass die Tiere sich nicht verpaaren und auch nicht "in die Natur abhanden kommen". Sollte man das nicht sicherstellen können, kann man sich wohl bei der Behörde melden und die Tiere in staatliche Hand geben (Zoo? Oder anderweitig qualifizierte Pflegestellen. Ich hoffe.).


    Schaut euch die Liste mal durch...


    -Kraehe

  • Hi.


    Also alles muss ja irgendeinen Grund haben damit es verboten wird.


    Dir Apfelschnecken fressen ja wahrscheinlich irgendwelchen anderen schnecken die Algen weck.


    Der wels und der schlangenkopf sind ja raubfische und sind wahrscheinlich invasive Arten.


    Aber die Sache mit dem moskitofisch verstehe ich nicht so ganz.


    LG luis

  • Moin..


    Als "Invasiv" gilt jede der Arten auf dieser Liste ;)


    Bei Manchen gehts auch nicht darum dass sie irgendwen auffressen können oder sowas. Oftmals sind solche Tierarten (wie der Moskitofisch) einfach unglaublich vermehrungsstark, und besetzen dieselbe Nische wie irgendein einheimisches Tier, das sich jedoch nicht so stark vermehrt.

    Dadurch dass der Neozoe aber in (sehr) kurzer Zeit eine (viel) stärkere Population aufbaut als das einheimische Tier verdrängt er Dieses mit der Zeit.


    Mit Zucht- und Weitergabeverboten soll das verhindert (oder zumindest im Rahmen gehalten) werden.

    Je weniger Leute die besagten, invasiven Tiere in die Hände bekommen, desto geringer ist auch die Gefahr dass der nächste Trottel sein Aquarium im Bach ausleert, weil er keine Lust mehr drauf hat, und so solche Tiere in die heimische Fauna entlässt ;)


    -Kraehe

  • Moin..


    Sorry fürs Doppelpost ;)


    Ich war mir im Nachgang nicht ganz sicher über den Moskitofisch (der auch Koboldkärpfling, Texaskärpfling, Silberkärpfling, und mittlerweile sogar "Pest-Elritze" genannt wird - der gängige Trivialname der Art in Deutschland ist aber Koboldkärpfling), bzw. wollt ich meine verdunkelte Erinnerung etwas erhellen und hab deshalb "Kurzrecherche" auf Wikipedia betrieben:


    Koboldkärpfling – Wikipedia


    Ein paar kurze Zitate zu dieser Art die mir jetzt besonders in Auge gestochen sind:


    • Er bewohnt hauptsächlich Gewässer in einem Temperaturbereich von 12–29 °C, kann aber auch bei Temperaturen von nur 3–4 °C und bis zu 42 °C überleben.
    • Eigentlich ein Süßwasserfisch, lebt er auch im Brackwasser.
    • Er ernährt sich von ins Wasser gefallenen Insekten, Krebstieren, Schnecken, den Eiern, Larven und Puppen Wirbelloser sowie von Algen und anderer pflanzlicher Nahrung. Kaulquappen und die Eier von Amphibien verzehrt der Koboldkärpfling ebenfalls. Gejagt werden auch kleinere Fische.
    • Ein Koboldkärpfling ist in der Lage, täglich das Eineinhalbfache seiner Körpermasse zu konsumieren.
    • Die Brutsaison dauert von der Mitte des Frühjahrs bis Mitte Herbst; Koboldkärpflinge können etwa alle 3 bis 4 Wochen gebären, und nach nur einer Paarung mehrere Bruten haben.
    • Nach 2 bis 3 Wochen Tragezeit wird der Nachwuchs geboren.
    • Die Größe des Wurfs schwankt zwischen 5 und über 100 Jungen, die bei ausreichendem Nahrungsangebot nach 3 Monaten selbst die Geschlechtsreife erreichen.

    tl;dr:

    Wirf diese Fische in irgendein Gewässer, und es ist dabei völlig egal was für ein Gewässer es ist:

    Sie werden es schlicht und ergreifend leer fressen.


    Er verdrängt also nicht eine gewisse, einheimische Art sondern über Zeit einfach alles, was im selben Gewässer leben möchte, wie er. Sei es nun, weil er der anderen Art das Futter weg-, oder einfach die Jungtiere der anderen Art auffrisst.


    -Kraehe

  • Das Schlangenkopffische auch drauf stehen finde ich persönlich sehr schade, wir wollten uns irgendwann auch Mal welche zulegen.

    Ansonsten bin ich immer etwas zweigeteilt.

    Einerseits klar, man will keine Arten verlieren und es ist auch deshalb sinnvoll heimische Arten schützen zu wollen.

    Auf der anderen Seite verändert sich die Welt klimatisch gerade rasend schnell, da kann die Evolution nicht mithalten. Und das gab es schon immer und schon immer sind Tiere und Pflanzen um den Globus gewandert und haben sich bessere Standorte gesucht, oft auch gefunden und dann Nischen besetzt, die zuvor jemand anderem "gehört" haben.

    Ist natürlich nicht immer angenehm für uns, wenn man an manche Tiere oder Pflanzen denkt, die sich ungut auf unsere Gesundheit auswirken. Auf der anderen Seite ist es wie es ist und es war auch schon immer so 🤷


    Aber klar, sein Aquarium sollte man nie in dem nächsten Bach kippen. Also man muss es nicht durch so was vorantreiben. Auf der anderen Seite, der Depp, der seine Mosquitofische in den Bach kippt, der kennt meist auch irgendwen der ihm die besorgt, selbst wenn sie illegal ist und macht sich einfach keinen Kopf. Und derjenige, der sich nen Kopf macht, würde die Fische nie in den Bach kippen, der wird aber "bestraft", denn nur er wird diese Fische nicht mehr halten.

    Also nur so als Beispiel...


    Insofern finde ich es schwierig so etwas zu beurteilen... 🤷

    Aber Kraehe danke fürs Teilen 🥰


    Liebe Grüße,

  • Moin...


    Natürliche Migration von Arten gibts selbstverständlich, und natürlich eingezogene Neozoen werden tendenziell auch begrüßt und geschützt - siehe Mantis religiosa.


    Aber natürlicher Weiterzug erklärt nicht, wie z.B. Achatina/Lissachatina sp. aus Afrika nach Florida kamen - die wurden von Menschen dorthin importiert, ausgesetzt und machen nun massive Probleme.


    Mit Zucht- und Halteverboten soll genau sowas aufgehalten (oder zumindest reduziert) werden.


    Wenn man künstliche Verschleppung und natürlichen Weiterzug nun natürlich auf dieselbe Stufe stellt, sind gezielte Verbote einzelner Tier-/Pflanzenarten tatsächlich ein zweischneidiges Thema. Aber Du kannst mir nun nicht erzählen, dass ein schwarzer Zwergwels (ein Süßwasserfisch aus Nordamerika) auf natürlichem Wege irgendwie in europäische Gewässer käme.


    Es gibt *immer* 1 Idioten ders für alle Anderen versaut - das ist überall so, nicht nur in der Tierhaltung, und damit muss man halt leben.

    Sicher gibt's z.B. auch in den USA tausende Tierhalter, die sich um das Wohl ihrer (Riesen-)Schnecken sorgen (würden) - und einen, der die Eier in den Garten wirft, ohne sie vorher abzutöten. Wegen dem einen Trottel dürfen die Anderen nun halt auch nimmer.

    (Dass afrikanische Riesenschnecken in Zentraleuropa noch erlaubt sind, ist btw auch nur unseren kalten Wintern zu verdanken, nicht den sorgfältigen Tierhaltern, die wir hier haben - zur Diskussion standen die nämlich schon öfter.)


    Abgesehen davon stellt's die Leute eh nur dort auf, wo es um Tiere geht, die sie selber haben wollen; ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, dass irgendwer jammern würde, würd irgendwann Arion vulgaris auf der Liste landen :P


    -Kraehe



    PS: Moskitofische wurden jahrelang zur Bekämpfung von Mückenlarven in künstlichen und natürlichen Gewässern ausgesetzt, die sie in Folge eben leergefressen haben. Als Aquarienfisch sind die nur als Futterfische interessant - außer ihrer hohen Reproduktionsrate haben sie nichts, was sie irgendwie attraktiv macht. Als Futterfische kann man aber alles Mögliche an Kärpflingen nutzen (Para-Kärpflinge, Guppys, Mollys..), ist also nicht so als wärn die irgendwie unersetzlich.

  • Huhu,


    bei einer natürlichen Einwanderung hat die Natur aber in der Regel auch die Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen, sprich, natürliche Feinde.

    Setzt der Mensch einfach Tiere aus, können sich diese dann eben einfach ausbreiten und das biologische Gleichgewicht massiv stören.

    Die Evolution kann auch beim Klimawandel mithalten, da bin ich sicher.


    Ich bin der Vertreter, der Mensch muß nicht alles als Haustier haben, nur weil es schön ist. Lieber keine Flut an verschiedenen Arten, dafür aber mit Bedacht und Achtung seine Haustiere halten. Und allein da scheitert es doch leider schon bei vielen, am Willen, den Tieren Lebensbedingungen zu schaffen, die ihrer Art entsprechen.

    Und wenn sich da schon viele Menschen gar nicht wirklich informieren, dann überrascht es auch nicht, wenn das Schneckengelege einfach im Müll oder auf dem Kompost entsorgt wird oder lästig gewordene Fische in den Fluß gekippt werden oder ins Klo, bei Vögeln das Fenster geöffnet etc.

  • Hallo Kraehe,

    ich verstehe deine Argumente und finde sie auch richtig. Aber ich finde "natürliche" Einwanderung schwer von unnatürlicher abzugrenzen.

    Denn auch bei natürlicher Einwanderung werden auch gern menschliche Transportwege genutzt, also Stichwort "blinde Passagiere".


    Aber definitiv hast du Recht, dass man sich v.a. dann aufregt, wenn man eine dieser Arten halten will.

    Und klar denkt man z.B. an Kaninchen, die Agakröte oder die Pythons in Florida, dann kann sowas echt zum Problem für die heimische Tierarten und Menschen werden. Auf der anderen Seite sind das auch Tiere und wenn sie sich auch woanders wohl fühlen und dort erfolgreich andere Arten verdrängen, dann ist das ihrer Perspektive ein Gewinn.

    Ich glaube, es gibt halt egal worum es geht Gewinner und Verlierer. Ich sage nicht, das man nach Belieben alles überall aussetzen soll. Und gerade als Tierhalter sollte man mit einer gewissen Umsicht agieren. Man sollte bei der Ansiedlung fremder Arten als biologische Kriegsführung gegen andere Arten, mehr mitdenken. Das Beispiel Mosquitofische oder Agakröten zeigt das ganz deutlich. Man hätte auch bei Katzen, Fuchs, Hase und Igel etwas nachdenken können...

    Auf der anderen Seite ist es wie es ist und der auch wenn der Mensch alles durcheinander bringt, irgendwie geht die Welt nicht unter, sie wird nur anders 🤷

    Ich sehe das bisweilen relativ entspannt.

    Nimms mir nicht übel.


    Liebe Grüße,

    O.