Sphodromantis lineola - Haltungsbericht

  • Hi,
    nun werde ich euch einen Haltungsbericht meiner Sphodromantis lineola präsentieren, mit dieser Mantide habe ich ab Larvenstadium 3 angefangen = L3.


    Natürliches Ursprungsgebiet
    Sphodromantis lineola ist in Zentral- und Westafrika weit verbreitet.


    Haltung:
    Ich werde diesen Punkt aufteilen, da ich das Männchen und das Weibchen getrennt halte, um dem berüchtigten Kannibalismus vorzubeugen. Diese Art ist nicht für eine Gruppenhaltung geeignet!


    Weibchen:
    Das Weibchen halte ich in einem selbst gebauten Terrarium aus Holz. Wobei die ganze Oberfront und Ansichtsfront mit Gaze beklebt ist, damit eine gute Belüftung gewährleistet ist. Als ersten Bodengrund habe ich Blumenerde genommen, da ich lebende Pflanzen (Efeu etc...) in dieses Terrarium gepflanzt habe. Anschließend habe ich ein paar weiße Asseln zugegeben, da diese Futtertierreste etc vertilgen. Ãœber diese Schicht Blumenerde habe ich Rindenmulch von Exo Terrarium gegeben und komplett über die Blumenerde verteilt. Dabei habe ich die Pflanzen direkt an die gewünschten Stellen gepflanzt. Das Terrarium von ihr ist ca. 50 (Breite) x 30 (Höhe) x 40 (Tiefe). Das ist jetzt die Größe für das adulte Weibchen. Ich habe von draußen Äste gesammelt um ihr in dem Terrarium einen großen "Rundbogen" (aus Ästen) zu bauen, damit sie sich dort gut aufhalten kann, da sie öfter mal irgendwo über Kopf hängt, außerdem kann sie dort ihre Ootheken gut ablegen.
    Das Weibchen hat 6 Segmente, die man am Abdomen abzählen kann.




    Männchen:
    Das Männchen hat einen 25er Würfel, also 25 x 25 x 25cm. Auch er hat in seinem Terrarium erst Blumenerde, dann Rindenmulch. Sein Terrarium besteht aus Glas, deswegen habe ich oben die "Decke" mit Stoffgazen beklebt, sowie eine weitere Seite. Auch er hat Efeu drin und weiße Asseln. Natürlich auch einen Rundbogen aus Ästen.


    Das Männchen hat 8 Segemente, die man am Abdomen abzählen kann.



    Haltungsparameter:
    Um die Temperatur und Luftfeuchtigkeit immer im Blick zu haben, habe ich in beiden Terrarien ein Thermo/-Hygrometer angebracht. Auch hier unterscheide ich wieder, diesmal Larven, Weibchen und Männchen.


    Larven:
    Meine beiden Kleinen hatte ich bis zum adulten Alter bei einer Temperatur von ca. 29 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 70 % gehalten. Dies haben Sie auch gut vertragen und haben nie irgendwelche Probleme bei der Häutung gehabt.


    Weibchen :
    Die Kleine halte ich jetzt im adulten Alter bei ca. 30 Grad und einer Luftfeuchtigkeit bei 60 %, wobei abends/nachts die Temperatur sinkt und die Luftfeuchtigkeit steigt. Da habe ich Werte von ca. 21 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von ca. 70%, an manchen Tagen auch von 75 %.


    Männchen :
    Er hat eine Temperatur tagsüber von 28 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von 60 %. Auch hier sinkt abends/-nachts die Temperatur. Sie liegt bei 20 Grad und die Luftfeuchtigkeit bei ca. 75 % im Durchschnitt.
    Wobei man auch sagt, dass bei einer hohen Luftfeuchtigkeit die Tiere während des Larvenstadiums grün werden. Wenn die Luftfeuchtigkeit drunter ist, sollen sie bräunlich-rötlich werden. Dies probiere ich grad mit den vorhandenen Larven aus und muss feststellen, dass es nur teilweise stimmt ;)


    Fütterung :
    Weil es so schön ist, unterscheide ich hier auch wieder mal. Larven, Weibchen und Männchen.


    Larve:
    Bis L4 habe ich den Larven kleine Drosos gegeben. Ab L4 kleinere Fliegen oder große Drosos.


    Weibchen:
    Das Weibchen ist ca. 7,5 cm groß, daher kann man ihr ruhig größere Futterinsekten anbieten. Meine bekommt adulte Heuschrecken, Fleischfliegen oder Schokoschaben. Diese Insekten nimmt sie sehr gerne an. Die Heuschrecken und Schaben füttere ich mit Salat oder anderem Grünzeug, die Fliegen füttere ich vorher immer mit Honig an. Sie bekommt von mir jeden Tag eine “kleine“ Ration.


    Männchen:
    Das Männchen ist ca. 6 cm klein ;) …. Daher bekommt er keine adulten Heuschrecken, sondern nur kleinere. Wobei ich gemerkt habe, dass er sie kaum, bzw. gar nicht anrührt. Das gleiche bei Schokoschaben. Diese hat er bisher noch gar nicht gefressen. Er ernährt sich im großen Teil nur von fliegenden Insekten, wie z.B. Fliegen, Wespen, Bienen und sowas…. Er bekommt alle 2 Tage Futtertiere.


    Verhalten:
    Hier brauche ich gar nicht großartig unterscheiden, da beide sehr “friedlich“ sind. Das Männchen hängt fast den ganzen an der selben Stelle. Doch wenn ich ihn gezielt beobachte und er bekommt das mit, dann dreht er sich um oder geht an eine andere Stelle, er mag auch nicht gern angefasst werden, das andere Sphodromantis lineola Männchen, das ich habe, ist genauso. Das Weibchen hingegen ist sehr handzahm… Sie sitzt gern auf meiner Hand. Wenn ich sie mal draußen habe, sucht sie den Weg immer zu mir. Habe aber auch gemerkt, dass Sie sehr standorttreu ist. Ich denke, man könnte sie auch problemlos auf einer Zimmerpflanze halten. Im Terrarium ist sie allerdings öfter auf “Wanderschaft“. Das wird wohl daran liegen, falls Ihr zu warm oder zu kalt ist.
    Aber im Allgemeinen kann ich schon sagen, dass es sich hierbei um eine sehr “friedliche“ Art handelt, jedoch dringend davon abzuraten ist, sie in Gemeinschaft halten zu wollen.
    Die Lebenserwartung ( insgesamt)liegt beim Weibchen bei ca. 12 Monaten, die Männchen leben kürzer.


    Paarung:
    Hier unterscheide ich wieder, da ich Unterschiede festgestellt habe.


    Weibchen:
    Das Weibchen war ca. 2,5 Wochen nach Adulthäutung bereit sich zu verpaaren. Normal sagt man bei der Art 14 Tage, aber das ist halt immer unterschiedlich und genau kann man es nicht sagen. Vor der Verpaarung sollte man das Weibchen gut füttern, so dass sie gut genährt ist, denn sie hat ja jetzt einige Stunden vor sich ;)…. Man sollte das Weibchen irgendwo drauf- oder hinsetzen, wo sie während der Paarung guten Halt finden kann. Ich setze sie immer auf eine Zewarolle oder auf eine stabile Pflanze.


    Männchen:
    Beim Männchen war es so, dass er nach 3 Wochen nach der Adulthäutung immer noch nicht wollte. Ich hab ihn immer hinter sie gesetzt, aber er wusste nicht, was er machen sollte. Er saß richtig ahnungslos dahinter. Daran habe ich gemerkt, dass er noch nicht so weit war und habe ihm eine weitere Woche Zeit gelassen. Danach hat es geklappt, hab ihn wieder hinter sie gesetzt und einfach in Ruhe gelassen. Er ist bereits nach ein paar Minuten auf das Weib gesprungen und hat seine Fangarme um ihr Pronotum (Hals) gelegt/geklammert. Dann hat sein Abdomen und Stylus (Ende des Abdomens) den “Eingang“ des Weibchens gesucht , ab hier unbedingt in Ruhe lassen und nicht stören!


    Die gesamte Verpaarung dauert mindestens 6 Stunden, kann sich aber auch bis zu 12 Stunden hinziehen. Nach der Verpaarung fliegt das Männchen in der Regel weg oder lässt sich fallen. Falls das Weibchen versuchen sollte, nach dem Männchen zu schnappen, würde ich nicht dazwischen gehen. Tun kann man dann eh nicht mehr viel und die Verpaarung würde trotz des fehlenden Kopfes weiter gehen, aber auch nur, falls er schon “drin“ war.


    Oothek:




    Sobald das Weibchen adult ist, produziert es Eier im Leib. Man sieht es sehr schön daran, weil sie, ohne viel zu fressen, immer dicker wird.
    Wichtig: Das Weibchen wird, wenn es soweit ist, eine Oothek legen. Dies ist ein schaumartiger Kokon, indem sich die Eier befinden. Das Wichtige ist folgendes: Das Weibchen ist ein paar Stunden vor der Ablage total schlapp und gerädert…. Also nicht sofort denken sie ist krank und muss in den Gefrierschrank ;)
    Meistens werden die Ootheken nachts gelegt. Sollte man dies sehen, auch hier bitte nicht stören! Ich hole die Oothek spätestens 2 Tage nach Ablage aus dem Terrarium raus und “zeitige“ sie. Das heißt, sie kommt in ein extra Gefäß. Auf dem Bodengrund habe ich Moos und darüber Zewa, da eine Oothek Feuchtigkeit braucht. Auf das Zewa lege ich viel Holzwolle, damit der “Neuschlupf“ problemlos halt finden kann.
    Je nach Temperatur braucht die Oothek ca. 5 bis 6 Wochen. Wie man auch liest, schlüpfen aus einigen Ootheken Larven, ohne dass sie befruchtet sind. Ob es bei dieser Art auch so ist, weiß ich nicht. Ich habe allerdings derzeit eine unbefruchtete Oothek, ob aus dieser was schlüpft oder nicht, werde ich nachtragen.
    Die Oothek braucht eine Temperatur zwischen 27 und 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von ca. 60 %. Abends wird’s nach dem Sprühen automatisch höher. Ob man die Oothek direkt ansprühen soll, weiß ich nicht, da die Meinungen hier sehr weit auseinander gehen. Ich versuch es zu vermeiden, aber etwas kommt immer dran und in der Natur ist eine Oothek vor Regenwasser auch nicht geschützt!?



    Fazit:
    Ich glaube das Wichtigste habe ich genannt, will es ja auch nicht zu lang machen, da sonst wohl keiner mehr Lust hat, alles zu lesen. Aber ich kann jedem Anfänger empfehlen, sich diese Art zuzulegen, da sie keine Besonderheiten hat, worauf zu achten ist.


    Gruß
    Micha

    Dateien

    • 100_1203.JPG

      (142,73 kB, 553 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • 100_1617.JPG

      (211,06 kB, 505 Mal heruntergeladen, zuletzt: )
    • 100_1487.JPG

      (246,09 kB, 526 Mal heruntergeladen, zuletzt: )

    Zukunft hat nur, was nachwächst!