Sexualkanibalismus nicht die Regel oder gar Mythos?

  • Habe letztens einen Bericht über Paarungsverhalten von Mantis religiosa gesehen

    .

    Nun Hab ich auch bei mir festgestellt das weder Pseudocreobotra wahlbergii noch creobotra geminatus sonderlich aggressiv miteinander umgehen.bei wahlbergii trennten sich beide friedlich, das Weibchen legte nach einiger Zeit seine Oothek. Danach war sie wieder hungrig aber auch als ich Mal nen Tag nicht gefüttert hab zeigte sie keine Aggressivität gegenüber dem Männchen. Bei Creobotra geminatus hab ich das Männchen vor Geschlechtsreife des Weibchens zugesetzt. Es startete einen Paarungsverhalten wurde aber abgeschüttelt. Seit einer Woche wartet das Männchen jetzt und es gibt keinerlei Aggressivität seitens des Weibchens.

    Beide sind in einem 25x25x30 Terrarium.

    Da man ja gewöhnlich wahlbergii eine gewisse agressivität nachsagt scheinen die Beobachtungen in der Doku Zuzugtreffen. Ist natürlich kein Beweis bei 2 Paarungen...

    Mfg Hildor

  • Hallo Hildor,

    Ich könnte mir gut vorstellen, dass Sexualkanibalismus nicht die Regel ist und in der Natur deutlich seltener vorkommt als im Terrarium. In der Natur hat das Männchen einfach viel mehr Rückzugsmöglichkeiten und wird vermutlich erst angelockt wenn das Weibchen ausreichend Pheromone versprüht. Im Terrarium entscheidet ja der Halter wann es soweit ist. Sicherlich sind dann meist beide schon zeugungsfähig, aber ob es dann wirklich der richtige Zeitpunkt ist?

    Die Tatsache dass Männchen eher vorsichtig vorgehen und sich hinterher mit einem großen Satz aus dem Staub machen, ist sicherlich ein Grund dafür dass Sexualkanibalismus eher selten in der Natur vorkommt, aber zeigt gleichzeitig dass er vorkommt. Grundlos wird sich dieses Verhalten nämlich evolutiev nicht durchgesetzt haben. Vermutlich werden Männchen die sich nicht so verhalten in der Natur meist gefressenen. Aber weil dem so ist treten solche Männchen auch nur recht selten auf. Sie können ihre Gene ja dann wenn überhaupt nur einmal weitergeben.


    Viele Grüße

    Achim

  • Ja ich denke auch das gefressen werden am Männchen liegt.mein Creobotra Männchen das ne Woche gewartet hat, saß teilweise direkt vorm Weibchen,hat heute ohne Widerstand des Weibchen seinen Platz eingenommen und direkt kopuliert. In der Doku meinten sie auch das gefressen werden eher ein evolutionäres Relikt ist. Könnte mir auch denken das es vielleicht am Alter des Männchen liegt wär logisch das es kurz vor Ableben sich dann fressen lässt. In der Doku war ein Fall wo sich das Männchen ohne Widerstand oder Fluchtversuch fressen ließ.

  • Nabend,


    jain.

    Kannibalismus bei der Paarung kommt vor. Wenn man es allerdings Richtig anstellt, dann ist es eher die Ausnahme als die Regel. Wenn ich mich darum kümmere und wirklich aufpasse, dann ist es vielleich ein Männchen unter 50, dass mal den Löffel abgeben muss.

    Wenn es aber dazu kommt, dann liegt es sehrwohl häufig am Weibchen. Manche haben einfach "einen Treffer weg" und krallen sich alle Männchen, mit denen man es versucht. Recht häufig, wenn denn dann dochmal durch Zufall eine Paarung klappt, sind die Ootheken dann auch nicht besonders schön und die Schlupfquote schlecht, bis nicht vorhanden.

    Gehäuft kommt Kannibalismus auch bei bereits verpaarten Weibchen vor.


    Auch alte Männchen sind noch recht gut im Flüchten. Zum Teil schaffen sie es noch halbtot sich ein letztes mal zu verpaaren. Und mit halbtot meine ich nicht zwingend halb gefressen ;)

    Nein, ich bezweifle, dass sich ein Männchen bewusst oder unbewusst dazu entscheidet, dass es nun alt genug wäre und sich somit auch fressen lassen könnte.


    Beste Grüße,

    Regina

    "Jetzt koch ich Mama"

    Satzzeichen können Leben retten

  • Vermutlich werden Männchen die allgemein unvorsichtig sind in der Natur schon ausselektiert bevor sie überhaupt adult sind. Bei den Weibchen wäre es auch denkbar, dass ein zu aggressives Verhalten in der Natur nicht unbedingt nur vorteilhaft ist. Verschätzt sich ein Weibchen zB bei einem wehrhaften Beutetier wird es ausselektiert.

    In der Terrarienhaltung spielt sowas natürlich keine Rolle. Da wird eher darauf selektiert wie gut die Tiere mit den Haltungsbedingungen klar kommt. Auf das Verhalten kommt es da bis zur Paarung nicht sonderlich an.


    Weibchen die jedes Männchen noch vor der Paarung Fressen vermehren sich natürlich auch nicht. Wobei man solche Weibchen in Terrarienhaltung mit etwas Hilfe wohl noch eher verpaart bekommt als in freier Wildbahn.


    Alte Männchen sind vielleicht nicht mehr ganz so flink und vielleicht auch schon etwas schwächer. Vielleicht werden sie dann eher mal gefressenen. Absicht steckt vermutlich nicht dahinter, aber ein Vorteil für das Weibchen und damit auch für die gemeinsamen Nachkommen ist es allemal.