Fehlgeschlagene Häutung - Sphodromantis viridis noch zu retten?

  • Art: Sphodromantis viridis
    Larvenstadium: L5
    Geschlecht: weiblich
    letzte Häutung: 25.11.


    Temperatur tags (oben / unten im Terrarium): 28/23
    Temperatur nachts: 20
    Luftfeuchtigkeit tags: 50
    Luftfeuchtigkeit nachts: 70



    Hallo zusammen,


    eine weibliche Sphodromantis viridis L4 war nur sehr widerwillig aus dem Transportbehälter (Shop Bestellung, Lieferung am 24.11.) ins Terrarium zu bewegen und ist dort in der nächstbesten Pflanze sitzen geblieben. Am nächsten Abend hatte sie sich an genau dieser Stelle gehäutet - und in der bodennahen dichten Pflanze war absolut zu wenig Platz zur Entfaltung. Ein Fangbein hing auch noch in der Haut fest. Als ich sie so gefunden habe, war sie leider auch schon ausgehärtet.


    Die Folgen: der Oberkörper ist unnatürlich stark gekrümmt. Das Fangbein, dass in der Haut fest hing stand steif in einem sehr ungünstigen Winkel ab, so dass sie sich ständig zwischen die Beine angelte. Überhaupt konnte sie sich am Boden nicht aufrecht auf den Beinen halten und noch weniger irgendwie koordiniert bewegen. Im Grunde war das nur ein zappelndes Häufchen Elend :(
    Ich habe sie dann kopfüber an die Gazedecke gehangen - da sah sie schon wieder etwas mehr nach Mantis aus. Der Abdomen war ok, die 4 Beine scheinbar auch - zumindest ist sie nicht von der Decke gefallen. Ein Fühler fehlt zur Hälfte. In der nähe des Kopfes waren beide Fühler noch durch einen Hautfetzen zusammengeklebt.
    Sie hat dann angefangen sich das verkrüppelte Fangbein am ersten Glied ("Oberarm") abzubeißen - da habe ich kurzerhand mit einer scharfen Schere nachgeholfen und bei der Gelegenheit auch das Hautbändchen zwischen den Fühlern durchtrennt.


    Am nächsten Tag hing sie unverändert an der gleichen Stelle. Ich habe ihr per Pipette etwas Wasser angeboten und sie hat tatsächlich ein paar Tropfen getrunken.


    Heute habe ich ein kleines Heimchen per Pinzette gereicht. Dabei zeigte sich, dass das verbliebene Fangbein zum Fressen komplett nutzlos ist, weil die Gelenke nur minimal funktionieren. Das Bein ist also auch weitgehend steif - taugt aber zumindest noch zum Klettern und steht nicht im Weg rum. Nach einigem Gezappel hat sie gerafft, dass das Heimchen nicht wegläuft, hat aufgegeben es mit dem steifen Arm greifen zu wollen und angefangen zu fressen. Auf diese Weise gingen heute zwei kleinere Heimchen durch.
    Der Stumpf vom Fangbein hat sich an der Spitze dunkel gefärbt - bisher sieht es allerdings nicht nach einer fortschreitenden Infektion/Nekrose aus. Ich habe das Intervall der Beregnung schon angepasst, um die Luftfeuchtigkeit etwas zu senken. Da wo sie aktuell sitzt, bekommt sie auch nichts vom Sprühnebel ab.


    Vorweg: ich habe sehr wenig Erfahrung mit Mantiden - dies ist gerade einmal meine zweite Mantis.
    Meine Recherchen im Netz verheißen bei derartig misslungenen Häutungen nichts positives. Nun nimmt sie bei mir aber Wasser und Futter an.


    Daher ein paar Fragen an euch:
    Wie lange dauert es bei der Art normalerweise von der L5 zur L6?
    Wie stehen die Chancen, dass sie mit der nächsten Häutung die natürliche Körperstatur und die Funktion des verbliebenen Fangbeines regenerieren - also wieder selbstständig jagen und fressen kann?


    Macht das Durchpäppeln überhaupt Sinn oder quäle ich sie damit nur und sollte sie besser erlösen?


    Grüße
    Christian

  • Hallo Christian!


    Nun ja das hört sich so an, als hätte die Gute sich am liebsten noch in der Transportbox gehäutet. War vielleicht ein etwas ungünstiger Zeitpunkt um sie zu verschicken. :/


    Von L5 bis L6 dauert es wohl Minimum 2-3 Wochen, ob du versuchst sie solange durch zu bringen ist meistens Abwägungssache. Bei nur 1 "kaputten" Fangarm ohne weitere Schäden eigentlich gar kein Problem. Bei 2 kaputten Fangarmen schon etwas knifflig aber machbar. Sobald du aber Verkrümmungen des Körpers hast, die das Gelingen der nächsten Häutung maßgeblich erschweren wird es schwierig.
    Bei deinem Fall klingt es ehrlich gesagt sehr unwahrscheinlich, dass das Tier es bis zur nächsten Häutung schafft und selbst wenn, sind die Chancen einer erfolgreichen Häutung meiner Meinung nach eher gering.


    Wenn möglich lade hier vielleicht noch ein Bild hoch, damit man die Verkrümmung besser einschätzen kann.


    Das ganze war wohl ein äußerst unglückliches Ereignis. Häutungen während des Transportes oder kurz darauffolgend sind oftmals sehr risikoreich/ungünstig für die Tiere, dafür kannst du nicht viel.


    Zu deinem Vorgehen: Amputieren von Gliedmaßen sollte meist nur als absolut letzte Lösung bei ohnehin vermeintlich aussichtslosen Fällen stattfinden. Die Infektionen die passieren können sind sehr gefährlich. Die Anpassung der Luftfeuchtigkeit deinerseits ist in diesem Kontext aber sehr gut!


    Zusammengefasst: Sowohl Haltung als auch Fangbeine wären nach einer gelungenen Häutung mit großer Wahrscheinlichkeit regeneriert, ein Gelingen der Häutung sehe ich aber als unwahrscheinlicher an, tut mir Leid.


    Liebe Grüße,
    Marco

  • Hi Marco,


    danke für die schnelle Antwort.


    Hier zwei Bilder der Mantis:



    An der Decke sieht sie noch ganz gut aus. Sie ist auch schon wieder recht kräftig und hat versucht mich abzuwehren.
    Ich hab sie mal auf die Beine gestellt - da sieht man das ganze Ausmaß des "Schadens". Also die sitzt nicht freiwillig so da, sondern bekommt den Rücken nicht gestreckt und den Kopf nicht gehoben. :(


    Bzgl der Amputation: sie hatte sich selbst schon eine Wunde in den Arm gebissen, kam aber nicht so recht bei, weil der Arm eben steif ab stand und sie selbst sich nicht weiter neigen konnte. Und ich dachte bevor sie mit der ausgefransten Wunde weiter über den Arm stolpert, lieber ein glatter Schnitt mit möglichst wenig Wundfläche!?


    Beim Abnehmen und wieder dran hängen an die Decke hab ich auch gerade gemerkt, dass sie eins der Hinterbeine (ausgerechnet auf der Seite des fehlenden Fangarms) auch nicht so 100% unter Kontrolle hat.


    Wenn du anhand der Bilder dabei bleibst, dass sie bzgl der nächsten Häutung keine Chance hat, wäre die nächste logische Frage, was so das gängiste Mittel ist, um eine Mantis in den Mantishimmel zu befördern.


    Gruß
    Christian

  • Ja hast wahrscheinlich schon Recht bezüglich der Amputation.
    Ich weiß ehrlich gesagt nicht sicher, was besser ist, bilde mir aber ein, dass es für das Tier besser ist, es selbst zu tun. Unter deinen geschilderten Umständen war es denke ich schon das richtige, vor Allem, da sie selbst nicht mehr ganz so gut zu Wege ist. Wollte es nur allgemein angemerkt haben, dass ein solcher Eingriff sehr riskant ist und solange jeweiliger Körperteil das Tier nicht sonderlich behindert, vermieden werden sollte.


    Puh schwierig, das Bild im "Stehen" sieht halt echt schlimm aus. Beim anderen sieht es aus, als würde sie sich putzen. Solange das Tier frisst besteht immer eine Grund-Chance...ich tue mir da selber ehrlich gesagt schwer damit. Ich bleibe auf jeden Fall dabei, dass es äußerst schwer ist. :/ Sie bewegt sich gar nicht? Wie ist denn der Halt der intakten Beine? Wenn das Tier sowieso einen sehr unsicheren Halt hat, könnte es sich bei einer Häutung nicht ein Mal festhalten.


    Die gängigste Methode wäre der Express ins Tiefkühlfach.


    Liebe Grüße,
    Marco

  • Naja wenn sie einmal hängt, dann hängt sie da. Ich hatte schon ein wenig Mühe sie da abzuzupfen.
    Von sich aus, macht sie keinen Schritt an der Decke - auch nicht aufs Futter zu. Man muss sie schon arg nötigen, bevor sie auch nur ein Bein löst.
    Ich hatte bisher nur ein Creobroter Männchen, von daher kann ich schlecht beurteilen, wie bewegungsmotiviert die weiblichen Larven sonst so sind.


    Die 90°, die das vordere Glied des Fangarms auf dem ersten Bild angewinkelt ist, ist das Maximum - mehr (also den Arm schließen um Beute zu greifen) geht nicht. Ich habe gerade mal leicht dagegen getippt - das ist keine Muskelschwäche oder so, sondern da ist mechanisch wirklich Schluss vom Gelenk her. Ich vermute für die nächste Häutung wäre auch relevant, welche anderen Gelenke ähnliche Einschränkungen haben und sie deshalb ggf. nicht aus der Haut kommt, weil sie irgendwas nicht strecken kann, wie gedacht...

  • Nüchtern gesehen sollte man das Tier wahrscheinlich "erlösen". Die Chancen stehen wirklich schlecht. Solange du nicht den Eindruck hast, dass das Tier sich unnötig abmüht und jede weitere Sekunde eine Qual ist, kannst du es ja noch weiter beobachten und dann entscheiden/ abwarten was die Anderen sagen...


    Für mich hört es sich sehr schlimm an und sieht auch nicht gut aus.


    Liebe Grüße,
    Marco

  • Hallo,


    bei mir würde soein Tier wohl im Echsenbecken landen :/


    Das Problem ist, selbst wenn du sie durchgetuddelt bekommst bis zur nächsten Häutung, dass die alte Haut ja auch noch mit runter muss. Also zwei Schichten auf einmal. Der Fangarm wird wohl auch schlecht unter der alten Haut weiter wachsen können. Ob und wie der dann schlussendlich raus kommt steht in den Sternen. Bei einem einzelnen Schreitbein würde ich mir da keine Sorgen machen. So sind die Chancen aber denkbar schlecht.


    Letzlich kannst nur du entscheiden ob du es weiter versuchen willst oder nicht.


    Grüße,
    Regina

    "Jetzt koch ich Mama"

    Satzzeichen können Leben retten

  • Hallo zusammen,


    also da sie gut frisst und auch sonst wieder recht kräftig ist, habe ich mich entschlossen sie durchzufüttern und zu hoffen, dass sie die nächste Häutung schafft.
    Die Fütterung klappt auch von mal zu mal besser. Und wird für mich auch dadurch weniger zeitaufwändig, da sie Grillen/Heimchen in der Größe ihres Kopfes sehr gut mit den Mundwerkzeugen balancieren kann. Ich brauch sie quasi nur Anzusetzen und wenn sie sie einmal hat, schnurpst sie die von alleine durch.


    Ich hab da nur ein kleines Problem: mit im Terrarium sitzt ein Creobroter Nebulosa Männchen (die erste Mantis, die ich mir je zugelegt hatte) mit dessen Ableben ich eigentlich bald gerechnet hatte, weil die Adulthäutung schon einiges her ist. Nunja gerade eben saß das Creobroter Männchen auf dem Rücken der S.viridis Larve.


    Sollte ich die beiden trennen? Das sie ihn frisst ist wohl kein Thema. Aber kann das Männchen das Weibchen anfressen?


    Kreuzungen sind bei den Arten ja nicht möglich, oder? Und eine Paarung mit dem subadulten Weibchen ist eigentlich auch gar nicht möglich?!


    Grüße
    Christian

  • Guten Morgen Christian!


    Schön zu hören, kannst uns ja auf dem Laufenden halten. Erhoffe dir aber bitte nicht zu viel, da die Chancen stehen wie gesagt ziemlich schlecht.


    Zum Rest: Deine Sphrodomantis viridis ist quasi wehrlos. Ich habe jetzt die Größen nicht im Kopf, kann also nicht Recht einschätzen ob der Herr sie als Beute einstuft, prinzipiell sollte man die aber vielleicht eher nicht zusammen halten. Man kann vieles tun und auch viel mehr als zu was einem generell geraten wird, aber nur unter einem gewissen Risiko.


    Ich würde die 2 auf gar keinen Fall zusammen in einem Terrarium halten. Das hat mit Kreuzung nichts zu tun, das geht erstens nur im adulten Stadium und zweitens sind das 2 völlig verschiedene Gattungen. Das Creobroter nebulosa Männchen bedeutet für dein ohnehin anfälliges und eingeschränktes Tier zusätzlichen Stress, den ich eher vermeiden würde.


    Grüße,
    Marco

  • Die Viridis Larve ist schon etwa doppelt so groß wie das C.Nebulosa Männchen.


    Bisher hat er immer deutlich Abstand gehalten. Soweit ich das beobachten konnte, war das der erste Annäherungsversuch dieser Art. Er hatte auch unmittelbar vorher gut gefressen.


    Aber kein Problem, dann zieht er heute Abend um.


    Den Amputierten Arm hat sie sich selbst übrigens nochmal ein Stück weiter auf einen ca 2mm langen Stummel abgefressen.

  • Hallo zusammen,


    seit der missglückten Häutung sind 15 Tage vergangen. Die Mantis lässt sich weiterhin füttern und wandert von Zeit zu Zeit etwas an der Gazedecke herum.
    Die Fütterung nimmt wieder mehr Zeit in Anspruch, da die Grillen gewachsen sind und sie die nicht mehr so einfach über dem Maul balancieren und natürlich auch nicht selbst festhalten kann. Also ist über die komplette Fütterung lang wieder Händchen (oder besser Grille) halten angesagt.
    Heute gab's einen kleinen "Unfall": ich hab sie mit einer zu großen Grille scheinbar zu sehr bedrängt, da hat sie sich einfach von der Decke fallen lassen. Am Boden sah das ganze natürlich wieder arg erbärmlich aus. Wenn man sie da unten so sieht, glaubt man echt nicht daran, dass das nochmal was wird. Also schnell wieder an die Decke gehangen.


    Hat jemand Erfahrungswerte wie viele Tage vor einer Häutung diese Art die Nahrungsaufnahme einstellt?
    Ist das bei Mantiden auch so, dass eine höhere Luftfeuchtigkeit der Häutung zuträglicher ist?


    Grüße
    Christian

  • Vorgestern war Fastentag. Gestern hat sie die Nahrung verweigert. Vor 2h hing sie noch wie immer an der Decke.
    Jetzt eben lag sie am Boden. Die Häutung hatte begonnen aber es sah nicht so aus, als wäre irgend ein Teil von ihr erfolgreich aus der Haut gekommen. Die Gliedmaßen standen in recht seltsamen Winkeln in alle Richtungen - keine Chance sie irgendwie wieder an die Decke zu hängen. Am Rücken hatte sich eine Blase mit gelber Flüssigkeit gebildet.
    Ich hab sie darauf hin in Kochsalzlösung schockgefrostet ;(

  • Armes Tier, aber du hast dich wirklich sehr liebevoll um sie gekümmert :) brauchst kein schlechtes gewissen zu haben

    Hierodula Majuscala: 0,0,0

    Hierodula Membranacea: 0,0,0
    Extatosoma Tiaratum: 0,0,0
    Medauroidea extradentata: 0, 0,0
    Spirostreptus gregorius: 0,1,0

    Sphodromantis viridis: 0,0,6