Mantiden bei Zimmertemperatur

  • Hi,

    Soweit ich weiß, ist es theoretisch möglich Arten wie Hierodula membranacea, Sphodromantis lineola/aurea etc. auf Zimmertemperatur zu halten, wenn man sie dementsprechend füttert (also nichts schwer Verdauliches und recht wenig Fressen).

    Würde es trotzdem nicht machen. Ich würde trotzdem versuchen die "natürlichen" Parameter für die Tiere zu schaffen.

    Viele machen das ja, um die Entwicklung der Tiere etwas herauszuzögern, damit man sie gut züchten kann.


    Liebe Grüße

    Till

  • Moin...


    Die Frage ist halt immer, was unter "Zimmertemperatur" verstanden wird. Per Definition beschreibt der Begriff einen Temperaturbereich von 18 - 22°C, und trotzdem gibts Leute bei denens "im (Kinder/Jugend)Zimmer" durchschnittlich nur 15°C hat.


    Nachdem man halt schlicht und ergreifend nicht weiß was jemand meint wenn er "Zimmertemperatur" sagt ist das für mich kein tiertaugliches Klima :pardon: andersrum wenn die Person halt sagt was ihr/seinein Thermometer ansagt, dann sieht die Sache möglicherweise eh anders aus.


    Was "übliche" und "unübliche" Arten angeht, ja nun. Da wird derjenige der das geschrieben hat, wohl eher gemeint haben dass ihm/ihr keine Art geläufig wäre.


    -Kraehe

  • Hallo Mantis888,

    Was ist denn für dich Zimmertemperatur?


    Die gebräuchlich 18 Grad? Nein, ich glaube, das funktioniert nicht - oder zumindest nicht lange. Also spätestens wenn's um die Nachzucht geht wird's dann vermutlich irgendwann schwierig.


    Allerdings habe ich auch nicht für alle Mantiden ne extra Lampe o.ä. insofern leben manche bei mir auch bei Zimmertemperatur.

    Ich habe allerdings an der kältesten Stelle aktuell 24 Grad und tagsüber mit Sonne wird's selbst da auch etwas wärmer, so dass es auch für ein paar Stunden je nach Standort im Raum etwas unter oder über 30 Grad hat.

    Also z.B. meine Hymenopus coronatus oder die Hierodula sp. Blues kommen damit bisher gut klar.


    Also man sollte schon schauen, dass die Tiere zu ähnlichen Bedingungen wie in ihrer Heimat leben können bzw einfach mit den üblichen Angaben arbeiten. Denn wenn man nicht selbst da war und gesehen hat wo und wie die Tiere leben, dann helfen einem Wetterdaten nur begrenzt weiter.

    Ich war jetzt gerade in Thailand. Dort ist gerade noch Trockenzeit. Tagsüber um die 40 Grad, aber da war nichts zu sehen. Nicht Mal ne Mücke hat sich bei den Temperaturen gezeigt. Obwohl ich echt ziemlich ländlich war und direkt am Wald. Mittags hat man nix gesehen. Abends in der Dämmerung, bei knapp unter 30 Grad, ja da kam alles an Insekten raus. Inklusive der Geckos und eben auch der einen Mantide, die tatsächlich in einem Badezimmer die Trockenzeit zu überbrücken schien. Ich nehme an, dass erst mit der Regenzeit, wenn dann auch die Fluginsekten mehr werden, auch eher die Zeit der Mantiden ist. Dann hat es aber keine 40 Grad mehr. Nachts ist es übrigens auch jetzt zumindest gefühlt richtig kalt.

    Also je nachdem wo genau eine Mantide nun her kommt, dürfte es im Jahresverlauf auch deutliche Temperaturunterschiede geben - ja, sogar im Tagesverlauf. Je verbreiteter eine Art, desto größer ist vermutlich auch die Toleranz ggü nicht perfekter Lebensbedingungen. Vermutlich sind die Arten, die im Hobby stärker verbreitet sind, auch weniger anspruchsvoll was ihren Wohlfühlbereich betrifft.

    Trotzdem eine gewisse Grundtemperatur, damit der Stoffwechsel überhaupt gescheit arbeitet, brauchen alle Insekten.


    Liebe Grüße,

    O.

  • Moin...

    Ich bin jetzt einfach Mal von meiner Zimmertemperatur ausgegangen (21-22°C)

    Genau das ist das Problem dabei ;)


    Jeder geht von seinen eigenen Umständen aus und sagt keine klaren Zahlen. Was bei Dir rund 21,5°C sind, sind beim Nächsten aber vielleicht nur 18°C und das macht 'nen eminenten Unterschied.


    Deshalb ist und bleibt die Bezeichnung "Zimmertemperatur" im Bezug auf Tierhaltung für immer untauglich.


    -Kraehe

  • Hallo Till und Mantis888,

    messt ihr eure Zimmertemperatur, dort wo die Terras stehen sollen und verfolgt das über den Tag oder irgendwo im Raum?


    Bei mir ist in jeder Ecke eine etwas unterschiedliche Temperatur und wechselt auch im Tagesverlauf.

    Bei Sonnenschein habe ich von ca 8-14 Uhr auch ganz schnell sehr hohe Raumtemperaturen. Das kann direkt an der Scheibe auch ganz schnell über 40 Grad warm werden. Ich dimme dann die Rollos aber, dass es nur knapp über 30 Grad werden. Dann habe ich im hinteren Teil des Zimmers aber trotzdem schnell 25-27 Grad.


    An diesigen oder verregneten Tagen kriege ich das nicht hin aber in der Nähe des Fensters ist es durch die Heizung und die Lampen eh immer wärmer als im hinteren Teil. Das kann 2-5 Grad ausmachen. Also natürlich nicht direkt an den Lampen gemessen, sonst wäre der Unterschied wohl noch krasser.


    Also wenn man ein Tier ohne Lampe halten will, dann sollte man auch gucken, dass die Bedingungen passen - ist dann auch nicht so kompliziert und viel einfacher umsetzbar.

    Ich kann mir allerdings vorstellen, dass wenn man nur 1 Mantide sich auf den Schreibtisch stellt, es nicht dauerhaft gut klappt. Auch bei irgendwo 22-24 Grad gemessen. Selbst wenn das am Standort gemessen wäre, kann das zu kühl sein. Für ein Männchen geht's vielleicht, bei Weibchen mit Ootheken Ablage und mehr Hunger kann's schnell schief gehen.

    Ich habe hier so viele Tiere sitzen, wenn da jedes ne eigene Lampe bekäme, dann würde ich vermutlich das Stromnetz lahmlegen 🙈😂

    Zumindest könnte ich dann nur noch mit Sonnenbrille in den Raum und wäre ganz schnell arm. Ich habe hier im Raum ich glaube 13 Wärmelampen und aktuell 5 Heizmatten laufen (die andern sind aus). Und dann alles so geschichtet, dass immer mehrere Terras (häufig mit mehreren Tieren) von einer Wärmequelle profitieren und sei es nur indirekt.

    Durch Metallregale fungiert bei mir manche Lampe sogar gleichzeitig noch als Wärmematte, weil sich das darüberliegende Regalbrett aufheizt. So beheize ich z.B. auch meine Ofenfischchen.

    Wenn ich hier manche Mantiden auch frei rumkrabbeln lasse oder auf ner Pflanze halte, dann ist das auch was anderes. Bei mir stehen die Tiere in der Küche, das ist ohnehin ein Feuchtraum. Wenn ich nen Topf Nudeln koche, ist es tropischer als in den Tropen 🙈

    Also schon durch die Nutzung des Raums habe ich selbst ohne Kochen mehr Wärme und LF in dem Raum und so gute Bedingungen für Insekten. In allen anderen Zimmern (außer Bad) habe ich z.B. idR 35-45% LF. Wenn ich die Küche gerade nicht zum Kochen nutze, schaffe ich die 45% leider selten, meist sind es 50-55%. Einfach weil ich auch ohne gerade zu Kochen den lieben langen Tag den Wasserhahn benutze oder Wasser aufkoche. Ein Handtuch ist auch meist klamm, die Spülmaschine läuft etc...

    Will sagen, der Raum hat auch seinen Einfluss, ob es funktioniert oder nicht. Denn in nem normalen Zimmer mit relativ niedriger LF muss ich ggf mehr Sprühen, um die LF im Terra zu halten (bei Freihaltung klappt das noch weniger gut). Aber wenn dann gleichzeitig keine Wärme da ist und das Tier relativ lange in der kühlen Nässe sitzt um dann wieder zu trocken zu stehen, dann wird es noch weniger lange gut gehen.

    Ich will damit sagen, selbst wenn bei mir in der Küche eine Mantide mit überwiegend 23 Grad lebt und sich vermehrt, heißt es nicht, dass mir das in einem anderen Zimmer auch gelingt.

    Da ich letztens, der hohen LF zum Dank Schimmel in der Küche hatte und alle Tiere ins Arbeitszimmer umziehen musste, habe ich gesehen, dass es zum Teil starke Einbrüche durch Häutungsfehler gab, die ich so vorher nie hatte. Insbesondere auch bei meinen Futtertieren war es ganz markant.

    Ich habe dann natürlich auch gegengesteuert, aber trotzdem war ich erstmal überrascht wie krass die Auswirkung durch die geänderten Grundbedingungen waren.


    Liebe Grüße,

    O.

  • Hi,

    Ich habe ein Thermometer direkt zwischen den Terrarien stehen. Das zeigt, wenn ich nicht den gesamten Tag lüfte, meistens zwischen 21-22°C an (die Temperatur kommt auch nicht von den Lampen der Terrarien, wenn ich das Thermometer komplett woanders, auf die selbe höhe Stelle, steht da ne ähnliche Temperatur). Nachts sieht es natürlich etwas anders aus. Da sind eher 18-20°C.

    Ich habe aber momentan sowieso nicht vor, irgendwelche Tiere ohne zusätzliche Wärmelampe/matte zu halten. Hab 3 Gottesanbeterinnen und 2 25w Lampen am laufen.

    Meine Medauroideas leben aber auf meiner Raumtemperatur.

    Ich denke, dass die Temperatur im Raum zum winzigen Teil von den Wärmelampen ausgeht und zum größten Teil durch meinen PC, wenn ich irgendwas mit hohen Anforderungen spiele. Da wird mein PC ganz schnell zu einer zweiten Heizung.

    Die LF in meinem Zimmer ist auch immer ziemlich hoch und ich weiß nicht wirklich warum. Das war auch schon so, bevor ich meine Tiere alle hatte. Immer zwischen 40-55%. Vielleicht weil die ganzen Wasserleitungen um mein Zimmer herumlaufen. Wäre meine einzige Vermutung.



    Liebe Grüße

    Till

  • Hallo Till,

    ja, zwei 25w Lampen mach nicht so warm. Da bringt dein Rechner definitiv mehr Temperatur in den Raum.

    Ich benutze Halogen-Wärmelampen. Im Vergleich mit normalen Wärmelampen haben die eine höhere Wärmeleistung bei der selben Wattzahl. Das merkt man dann schon, wenn die an oder aus sind im ganzen Raum.


    Die LF bei dir ist normal. Du und deine Atemluft bringen ja auch Feuchtigkeit in den Raum. Also ich hatte noch nie irgendwo, selbst mit laufendem Luftentfeuchter deutlich unter 30% - also in der Luft ist so oder so immer Wasser. Und so trocken ist auch nicht gesund.

    Man sagt wohl 40-60% sind eine gesunde Raumluftfeuchtigkeit. Ab 70% hat man gewöhnlich erhöhtes Schimmelrisiko.

    In diesem Haus ist es allerdings niedriger weil die Wände auf der Wetterseite einfach zu kalt sind.

    Im Grunde ist das das eigentliche Problem, dass die Luftfeuchtigkeit an kalten Wänden kondensiert und dann bildet sich Schimmel.

    Deine Luftfeuchtigkeit ist ganz normal und gesund für Menschen.


    Frag mich nicht warum, das soviel ausmacht, aber bei mir in der Küche steigt kurzfristig wenn ich Spüle die LF um 20% an, wenn ich Koche um 30% und ja natürlich lüfte ich dann wieder und lass nicht den Wasserdampf im Raum stehen... Trotzdem im Arbeitszimmer bei konsequent 45-50% LF hatte ich viel mehr Häutungsfehler 🤷

    In der Küche ist es generell minimal höher, aber anscheinend tun den Tieren diese Feuchtigkeitsspitzen gut. Warum auch immer das so viel ausmacht.


    Liebe Grüße,

    O.

  • Moin

    Kommt erst recht spät aber z.b. die hierodula majuscula die ich habe halte ich momentan im sommer komplett ohne wärmemittel das heißt im terrarium herrschen 22 bis 27 Grad je nach tageszeit das mache ich seit ca April und bisher keine Probleme. Sie ist seit dem aktiver geworden frisst genau so viel wie vorher. Im Winter nutze ich eine 15 Watt Birne wenn die Heizung an ist und das terrarium nah an der Heizung steht dann kann ich das Licht auch ausschalten die temperatur bleibt dann auch bei 22 bis 25 Grad alles was darunter geht habe ich noch ncht ausprobiert und kann es hoffentlich auch vermeiden und so scheint das auszureichen sie ist ja mittlerweile schon über 1 Jahr alt.

  • Moin...


    Nix für ungut:


    Erfahrungen aus einer Einzeltierhaltung sind zwar schön um sie zu teilen, bilden aber keine tatsächlich nachzuahmenden Parameter ab. Ob die Haltung für eine Art so tatsächlich tauglich ist merkt man nicht an einem Einzeltier sondern frühestens wenn man die Art mal 3-4 Generationen lang nachgezogen hat ohne sich irgendwo Nachschub zukaufen zu müssen.


    Dass das Tier viel frisst hat auch nicht unbedingt was zu heißen, Hierodula majuscula sind - ähnlich wie Viele der beliebten "Einsteigerarten" - sehr motivierte Fresser. Grad das macht sie allerdings auch zu "Anfängertieren", sie verzeihen auch grobe Schnitzer und fressen trotzdem wie Mähdrescher, ohne gleich tot vom Ast zu fallen :whistling:


    -Kraehe


    PS: Im Sommer ists selbst am australischen, räumlich sehr begrenzten und eher kühlen, Küstenstreifen der durchschnittliche Tagesmittel bei 25-27°C, nicht darunter. Weiter in die Landesmitte wirds nur mehr wärmer.