Ist eine "Hybrid-Zucht" bei Mantiden möglich?

  • Hi,

    Würde mich mal interessieren, ob sowas möglich ist. Ich meine damit natürlich Arten, die in der selben Gattung sind, z.B. Sphodromantis gastrica und Sphodromantis viridis. Ich weiß nicht, wie es bei Wirbellosen aussieht, aber bei Wirbeltieren ist es ja so, dass man Unterarten zusammen züchten kann und die Nachfahren auch fruchtbar sind. Soweit ich weiß gibt es bei keiner Mantidenart auch Unterarten (hab zum mindest noch nie davon gehört). Allerdings ist es ja auch möglich Tiere der selben Gattung zu "verpaaren", z.B ein Hauspferde mit einem afrikanischem Esel. Da kommt dann ja ein Maultier/Maulesel bei raus, welcher allerdings nicht fruchtbar ist.

    Funktioniert so etwas auch bei Mantiden? Oder reagieren Mantidenmännchen nicht auf die Pheromone der Weibchen anderer Arten und sind deshalb garnicht an dem Weibchen interessiert. Würde mich echt mal interessieren. :/


    LG

    Till

  • Hi,

    Natürlich gibts bei Mantiden auch Unterarten.

    Eine Hybridisierung auf Unterartbasis gibts auf alle Fälle bei einigen Arten.


    Wies bei Arten aussieht weis ich grad keine, vermute aber das da schon einige dazu in der Lage wären.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

    Die Kultur von Honigbienen ist kein Naturschutz.

  • Hallo,


    für gewöhnlich ist die Definition einer Art, dass diese nur mit Tieren der selben Art geschlechtsreife Nachkommen entstehen können. Manchmal ist das schon möglich, ist aber eher ungewöhnlich. Bei Unterarten ist das was anderes und durchaus möglich. Da sich in der Natur die Tiere nicht treffen würden und so keine Hybridisierung möglich wäre, ist es fraglich, ob so etwas überhaupt sinnvoll ist.


    Wenn man so etwas ausprobiert und es tatsächlich funktioniert, sollten die Nachzuchten am besten nicht weitergegeben werden oder nur ganz klar als Hybride gekennzeichnet. Sonst vermischt sich alles und am Ende hat niemand mehr einen Plan, gerade in der Käferzucht hört man da öfter von Problemen.


    Also wenn du zufällig Tiere über hast kannst du es ja mal ausprobieren, große Hoffnungen würde ich mir da aber nicht machen.


    Viele Grüße,

    Leander

  • Hi,


    Interessantes Thema aus wissenschaftlicher Sicht!

    Ich habe möglicherweise Hybride – oder Parthenogenese – von Polyspilota. Da ich nicht weiß, welcher Unterart mein Männchen angehörte, mein Weibchen allerdings schon recht alt war, weiß ich auch nicht sicher, was genau passiert ist. Ich würde meine Tiere aber gerne irgendwann genauer bestimmen (lassen), um dann sagen zu können, ob es Hybdride oder zufällige Parthenogenese war, da mich das Thema auch fasziniert.

    In jedem Fall hat die Paarung zweimal geklappt, also er zeigte definitiv Interesse.


    Erhalten geblieben sind bei mir aus der Verpaarung nur drei mittlerweile subadulte Weibchen. Zwei weitere unbestimmte Nymphen sind gestorben. Der Schlupf erfolgte über 10 Tage hinweg einzeln. Aus den anderen Ootheken nach der Paarung kam bisher nichts, habe auch keine große Hoffnung mehr.


    Ich würde darauf tippen, dass Männchen auch auf die Pheromone von anderen Unterarten anspringen (zB. Polyspilota oder auch Mantis religiosa). Im Entomologie-Unterricht meinte mein Professor einmal, dass die Paarung zwischen Unterarten nicht explizit möglich ist – aber wer weiß, was für Ausnahmen es in der Natur gibt? Evolution ist Mutation.


    Ansonsten bin ich auf der Seite von Fichte, man sollte – sofern da Tiere rauskommen – auf jeden Fall als Hybride kennzeichnen oder gar nicht hergeben.

  • Hi,

    Im Entomologie-Unterricht meinte mein Professor einmal, dass die Paarung zwischen Unterarten nicht explizit möglich ist – aber wer weiß, was für Ausnahmen es in der Natur gibt? Evolution ist Mutation.

    Ich vermute da hast entweder du oder dein Professor was durcheinander gebracht. Unterarten können sich in der Regel verpaaren, es kommt aber nicht immer zu (fertilen) Nachkommen.

    Arten können sich in der Regel nicht verpaaren (drum werden Arten ja oft am Genital festgelegt nach Schlüssel-Schloss Prinzip)

    für gewöhnlich ist die Definition einer Art, dass diese nur mit Tieren der selben Art geschlechtsreife Nachkommen entstehen können.

    Nicht ganz, eine Art ist wenn Tiere nach der Paarung fertile Nachkommen der selben Art hervorbringen.

    Das die Nachkommen fertil sind heist nicht das sie auch der selben Art angehören. Klingt nicht ganz logisch ist aber doch die einfachste Art es zu beschreiben.


    Also sozusagen nur wenn die Nachzuchten das selbe sind wie die Eltern kann man von einer Art ausgehen.

    Auch Hybriden können (selten) Nachkommen zeugen allerdings sind diese ja nicht gleich der Elterntiere.


    Unterarthybriden gibts häufig, in der Natur weil Habitate zusammenkommen oder Tiere verschleppt werden, und in Haltung weil kaum Mantidenhalter die Provenienz der Tiere intressiert.

    Diese sind üblicherweise auch (halbwegs) fertil da es sich ja um eine Art handelt (bei vielen Arten sind keine Unterarten beschrieben, das heist aber nicht das es keine gibt)


    Arthybriden hab ich momentan nur bei Rhombodera dokumentiert gefunden, bin aber sicher das auch andere Gattungen dazu in der Lage sind.


    Glg Simon :P

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    :twisted:

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    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von Fichte ()

  • Moin...


    In jedem Fall hat die Paarung zweimal geklappt, also er zeigte definitiv Interesse.


    Aus finsterer Erinnerung raus:

    Wie wir ja alle wissen wird in den Staaten recht häufig leider recht liederlich mit Faunenreinhaltung umgegangen wird. Sprich, es können ortsfremde Arten als Schädlingsbekämpfer im Baumarkt eingekauft werden, welche vom geneigten Kunden dann halt einfach im Garten freigelassen werden.


    Irgendeine ortsfremde (d.h. durch den Menschen ausgebrachte) Art scheint dabei in den versprühten Pheromonen einer heimischen Art so ähnlich gewesen zu sein, dass die Männchen die falschen Weiber angeflogen haben. Die Verpaarung hat dabei aber nicht geklappt (eben weils nicht die selbe Gattung war), stattdessen wurden die artfremden Männchen gefressen.


    Ich kann mich beim besten Willen aber nicht mehr erinnern, um welche Arten es dabei ging (aber es war nicht M.r., das hätt ich mir gemerkt). Nur noch, dass das ein Phänomen darstellte das die eigentlich einheimische Art bedeutend geschwächt hat, weil durch die verspachtelten Männer entsprechend weniger Verpaarungen stattfinden konnten und die Bestände dünner wurden (deshalb wurden dazu überhaupt Beobachtungen angestellt).

    In Erinnerung bliebs mir, weil die ortsfremde Art eben als Schädlingsbekämpfer ausgebracht wurde, was furios in die Hosen ging da Aktivitätszonen und -zeiten von Schädling und geplantem Nützling so unterschiedlich waren dass die sich fast nie getroffen haben. :P


    Wahrscheinlich springen bei Fichte nun aber eh gleich die Erinnerungsglocken an und er kann das besser wiedergeben als ich :stick:


    -Kraehe

  • Arthybriden hab ich momentan nur bei Rhombodera dokumentiert gefunden, bin aber sicher das auch andere Gattungen dazu in der Lage sind.


    Glg Simon :P

    Das ist ja echt interessant, dass so etwas schon dokumentiert wurde. Hätte ich nicht gedacht, hoffe ich finde dazu was im Internet. Hab von Hybriden bisher echt nur bei Wirbeltieren was gehört, gerade, was Artenhybriden angeht. Find ich super interessant das Thema.


    Und auch, dass Männchen auch von einigen Pheromonen anderer Arten angelockt wird, hätte ich auch nicht gedacht. Kraehe weißt du denn noch, ob die beiden Arten (also die eine einheimische und die für Schädlingsbekämpfung eigenführte Art) in der selben Gattung waren? Wenn nicht wäre das ja noch "komischer" oder interessanter. :/


    LG

  • Hi,

    Am meisten wirst du zu Hybridisierung bei Insekten finden wenn du dich bei Drosophila umsiehst.

    Das sind der Genetiker liebstes Spielzeug.


    Hybridisierung gibts überall, von Pflanzen bis Säugetieren und allem dazwischen.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

    Die Kultur von Honigbienen ist kein Naturschutz.

  • Ah, habs gefunden, glaub ich:

    Die Männchen einer, aus Südafrika, in Neuseeland eingeführte Art (Miomantis caffra), wurde von den dort einheimischen Weibchen der Art "Orthodera novaezealandiae", mit ihren Pheromonen, angelockt und danach verspeist, ohne dass es zur Fortpflanzung kam.


    War das, das was du meintest? :D


    LG

  • Fichte : Ja, ich denke er meinte, dass es da nicht oft zu Nachkommen kommt.


    Kraehe : Oh, das ist ja heftig! Na, verspeist hat mein Mädel ihn nicht, war echt lieb zu ihm. 😛 Sind aber ja nur Unterarten.


    Fragt sich halt was besser ist. Faunenverfälschung oder Gifte ausbringen. Aber das ist ein eigenes Thema. Sie könnten aber wenigstens heimische Arten zur Schädlingsbekämpfung verkaufen.

  • Hi,

    Mantiden sind denkbar schlechte Schädlingsbekämpfer.

    Sie selektieren ja nicht und fressen bei dichtem Besatz lieber sich gegenseitig als den "Feind", und wenn der Besatz nicht dicht ist sinds ineffizient da sie genausoviele oder mehr Nützlinge wie Schädlinge fressen.


    Sozusagen sie ersetzen keinen Pestizideinsatz.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

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  • Nur zu dem Thema: Meine "Polyspilota-Hybriden" sind alle kinderlos geblieben. Ein Weibchen hat Eier in Form von braunschwarzer Schlacke aus dem Anus ausgeschieden, was schon verwunderlich genug war (es war definitiv der Anus und nicht die Valven). Es ist dann an meiner Ungeschicktheit verstorben *hust*.


    Ein anderes Weibchen ist ca. ein Monat später ohne dieselben Anzeichen gehabt zu haben verstorben. Es hatte dieselben Alterserscheinungen wie die Mutter, die jedoch doppelt so alt wurde.


    Das dritte Weibchen ist nun ein Monat älter und immer noch am Leben, allerdings zeigt es enorme Alterserscheinungen und wird wohl in den nächsten Tagen ebenfalls versterben. Auch dieses hat nie eine Oothek gelegt und zeigt nicht einmal Anzeichen von Legenot.


    Kurz gesagt, alle drei waren leider infertil, was jedoch meine Vermutung, dass es sich um Hybriden gehandelt hat, bestärkt.