Hi.
Also zum Thema Gattungen: Alles über dem Artniveau (die einzige in der Natur real existierende Entität ist die Art, die biologisch als eine Gemeinschaft von Individuen definiert ist, die hypothetisch fruchtbare Nachkommen miteinander zeugen können) sind vom Menschen künstlich eingeführte Kategorien. Das dient dem besseren Ordnen der Vielfalt. Gewisse Phylogenetiker weigern sich, alles über der Art zu akzeptieren, zum Glück haben die nicht viel diesbezüglich zu melden. Die Sytematik dient dem Ordnen und hierarchischen Klassifizieren der Vielfalt und künstliche Konstrukte wie Gattungen, Familien, Ordnungen etc. dienen dazu, möglichst schnell die Verwandtschaftsverhältnisse eines Organismus aufzeigen zu können.
Da das nun gesagt ist, gilt es zu beachten, dass das Aufstellen von Gattungen keineswegs willkürlich ist. Eine Gattung besteht aus nah miteinander verwandten Arten, die sich gewisse Merkmale teilen und sich in eben jenen Merkmalen diskret von anderen Artengruppen unterscheiden. Das heißt, dass es zwischen Artengruppe A und B einen deutlichen Merkmalssprung und keine fließenden Übergänge gibt. Entdeckt man intermediäre Arten, werden nicht selten zwei Gattungen wieder zusammengeworfen, falls keine neuen, eindeutig trennenden Merkmale entdeckt werden. Bei artenreichen Gruppen gibt es nicht selten sogar Untergattungen.
Um ein obiges Beispiel aufzugreifen: Sphodromantis war lange Zeit eine Untergattung von Hierodula, weil schon damals die große oberflächliche Ähnlichkeit aufgefallen war. Ein Unterscheidungsmerkmal waren die Tuberkel zwichen Auge und Antenne, und dieses Merkmal erschien den Taxonomen schon damals recht schwach. Nun hat sich aber später herausgestellt, dass die beiden Gattungen überhaupt nicht nah verwandt sind, ja sogar verschiedenen Unterfamilien angehören und jeweils andere Gattungen deren nächste Verwandten sind: Sphodromantis ist etwa mit den Gattungen Rhomboderella, Alalomantis, Epitenodera und Paramantis verwandt, etwas entfernter verwandt mit Polyspilota und Tenodera, die zum Teil ganz anders aussehen. Hierodula ist dagegen mit Rhombodera, Rhombomantis, Camelomantis etc, verwandt. Der Grund für die Ähnlichkeit zwischen Sphodromantis und Hierodula ist das Evolvieren in die gleiche Nische: was Sphodromantis in Afrika wurde, wurde Hierodula in Asien. Man weiß heute, dass Äußerlichkeiten täuschen können und sieht man sich evolutionär konservierte Merkmale wie die männlichen Genitalien an, so wird der krasse Unterschied zwischen den beiden Unterfamilien deutlich. Zum Verwechseln ähnlich sehen sich auch Tenodera und Epitenodera, Theopompa und Theopompella usw.
Was die Urmantis angeht, so gibt es mehrere fossile Beispiele und man kann sich in etwa ein Tier ähnlich den heutigen Gattungen Chaeteessa und Mantoida vorstellen, mit noch deutlich ursprünglicheren Fangbeinen.