Afrikanische Orchideen und die passenden Mantiden

  • Hallo zusammen,


    ich komme aus einer vermutlich ungewöhnlichen Richtung auf das Thema Mantiden.

    Und zwar habe ich (u.a.) zwei afrikanische Orchideen, die auf der Fensterbank nicht so richtig wollen. Es handelt sich dabei um Aerangis mystacidii (Ost- und südliches Afrika) und Angraecum distichum (tropisches Subsahara-Afrika).

    Beides sind Epiphyten, wenn auch von sehr unterschiedlicher Gestalt. Brauchen beide Wärme (tagsüber 28 Grad oder mehr mit leichter Nachtabsenkung) und keine direkte Sonne.

    Also eigentlich genau das Richtige für Terrarien.

    Deshalb plane ich, für beide Pflanzen jeweils ein kleines Terrarium einzurichten.

    Die Angraecum will ich auf ein Stück Holz oder Korkrinde aufbinden, und die Aerangis entweder auch aufbinden oder auf einen Haufen grober Kiefernrinde (also das passende Orchideensubstrat) setzen.


    Geplante Terrarien:

    Zweimal 20 * 20 * 20, evtl. etwas größer.

    Glühbirne als Lampe, damit es warm, aber nicht zu hell wird.

    Bodengrund grobe Kiefernrinde, zusätzlich etwas Moos? Luftfeuchtigkeit soll hoch werden, aber es darf sich keine Staunässe ansammeln.

    Dann jeweils ein Stück Holz oder Rinde für die Orchidee.


    Und um etwas Leben in die Bude zu bringen, dachte ich mir, eine Mantide könnte da sehr gut passen.


    Deshalb nun meine Frage:

    Das sollte doch prinzipiell klappen, oder?

    Allerdings hätte ich gerne jeweils eine Art, die auch aus der Gegend kommt. Damit sollten die Bedürfnisse auch übereinstimmen.

    Was haltet Ihr von der Idee?


    Vielen Dank schon mal für Ideen und Kritik,

    Stefan

  • Hi,
    klingt super, nur mit 20³ wirds etwas schwierig die Bedinungen für die Orchideen zusammen zu bringen.
    Wünsch aber auf alle Fälle viel Erfolg!

    Aber wenn die Orchideen gedeihen denk ich werden auch Mantiden mit den Bedürfnissen klar kommen.
    Hast du schon ne Idee wie du die erhöhte Nährstoffeinbringung reduzierst? Wenn da dauerhaft n Vieh drin sitzt wird das für nen Epiphyten eventuell etwas fett.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

    Die Kultur von Honigbienen ist kein Naturschutz.

  • Hallo Simon,


    Danke für die Denkanstöße.

    Die Orchideen sind ja recht klein, und ich dachte, ich bekomme die Bedingungen in einem kleinen Terrarium leichter passend als in einem größeren.


    Das mit dem Nährstoffeintrag ist ein guter Punkt. Daran hatte ich bisher nicht gedacht.

    Mantiden sind ja große Fresser. Da kommt also schnell einiges zusammen.


    Hmmm... Evtl. ergibt sie eine Trennung in Form von

    Mantide --> Zweige

    und

    Orchidee --> Rindenstück

  • Hi,

    Muss zugeben mit den Orchideen hab ichs net so, allerdings hab ich bei der Größe eben wegen den Werten gemeint nicht wegen der Wuchsgröße.


    Kleine Becken haben immer auch kleine Puffer, soll heissen ein paar ml Wasser zu viel bei nem 40er Würfel wird nicht auffallen, ein 20er säuft schnell mal ab.

    Genauso Temperaturspitzen.


    Auf alle Fälle würd ich darauf achten das die Luftwurzeln nicht in Bodenkontakt kommen (ich nehm an die Pflanzen haben Luftwurzeln als Epiphyten?) wenn der Nährstoffeintrag ein Problem ist.

    Ausserdem könntest du vom Velamen den Kot abblasen (einfach mit z. B. Druckluft) bevor du sprühst.


    Irgendwann versuch ich mich auch mal an nem bepflanztem Becken.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

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  • Ja, ich hatte es auch so verstanden wegen der Werte.

    Die Orchideen sind relativ kleinbleibend. In den kommenden paar Jahren wird Größe nicht das Problem sein.


    Ich denke, ich werde erst mal die Terrarien einrichten / bepflanzen und sehen, wie das klappt.


    Trotzdem noch wegen Nährstoffen:

    Wie wär's mit kleinbleibenden Tieren?

    P. wahlbergii wäre doch toll mit Orchideen, oder?

    Und die Haltungsparameter stimmen überein.

  • Hi,

    Wenn du die Werte hin bringst immer mach! Wie feucht hast dus denn in etwa geplant?

    Pseudocreobotra sind jetzt ja nicht unbedingt die Mantiden die ich mit feucht in Verbindung bringen würde.


    Ich wünsch viel Erfolg. Ich persönlich weis nicht ob die Nährstofflast ein Problem ist zugegebenermaßen, ich hab nur im Kopf das Epiphyten etwas eigen waren damit.


    Aber die Schule ist lange her und Zierpflanzenbau war nie meine Stärke.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

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  • Hallo!

    Hast du schon an Helvia, cardinalis gedacht? Die kleine, gelbe schwester vom Orchideenmantis? Oder einen Creobroter gemmatus (klein, blütenmantis), haania orlovi (klein, dünn, moosmantis)?

    Ich mein, dennen würde es sicher gut gefallen, sie leben in der natur im dschungel, Asien.

    Lg Ina

  • Aber es soll doch eine afrikanische Art werden... :-)

    Hatte ich, glaube ich, im Ursprungsposting nicht deutlich genug geschrieben.


    Ich habe jetzt Folgendes beschlossen:

    Zwei Exo Terra 20*20*20 sind bestellt. Dazu die passende Beleuchtung mit Daytime Heat Lamp.

    Da kommen erst mal die Orchideen rein, und ich lasse Platz für mantidentaugliche Deko.

    Dann schaue ich, wie sich Temperatur und Luftfeuchtigkeit einpendeln.


    Die Orchideen mögen keine deuernde Feuchtigkeit, sondern wollen gesprüht werden und dann weitgehend abtrocknen. Mal sehen, wie stark dadurch die Luftfeuchtigkeit schwankt.


    Wenn die Bedingungen passen, dann möchte ich zwei geeignete Tiere dafür finden.

    Allerdings bin ich durch das ganze Recherchieren jetzt so angespitzt, daß ich beschlossen habe, auf jeden Fall eine Mantide zu kaufen. Wenn das mit den Orchideenterrarien so nicht klappt, dann werde ich ein separates Terrarium kaufen und rein mantidentauglich einrichten.


    Noch eine Frage zum Standort:

    Die Terrarien sollen in einem Regal neben meinem Schreibtisch stehen. Ich werde also den ganzen Tag auf Augenhöhe daneben sitzen.

    Stresst das ein Tier?


    Vielen Dank schon mal, Stefan

  • Hallo nochmal,


    ich bin inzwischen zur Tat geschritten und habe zwei Terrarien eingerichtet.

    Allerdings nochmal etwas anders als ursprünglich geplant:


    Terrarium 1 (20 * 20 * 20):

    Die Rückwand war schon eingebaut. Ich finde sie ganz okay, kann also bleiben.

    Bodengrund Orchideensubstrat mit etwas Sphagnum und Walderde gemischt.

    Die Orchidee (Aerangis mystacidii) hinten rechts auf etwas angehäufelter Rinde. Dadurch sollte sich nie Nässe stauen. Dazu Kletteräste aus getrockneten Weißbuchenzweigen mit Blättern (ich hoffe, die Blätter schimmeln nicht gleich).

    Beleuchtung mit einer 25-W-Birne. Damit habe ich tagsüber 30 - 35°C bei max. 40% LF.

    Nachts ca. 20°C bei 60% LF.

    Der Boden ist immer feucht. Deshalb wundert mich die niedrige LF.

    Besatz sind momentan nur weiße Asseln.


    Ist das von der Einrichtung und von den Werten her okay?

    Wunsch-Mantide wäre immer noch Pseudocreobotra wahlbergii.


    Terrarium 2 (30 * 30 * 30):

    Soll afrikanische Savanne nachbilden.

    Ebenfalls bereits eingebaute Rückwand aus Styropor.

    Bodengrund Walderde mit Sand. Etwas Sphagnum.

    Mit afrikanischen Succulenten bepflanzt. Dazu trockene Zweige und ein paar trockene Blütenstände und Gras.

    Tagsüber ca. 28°C bei 50% LF. Nachts ca. 20 bei 60%. Warum ist die Luftfeuchte hier höher, obwohl der Boden viel trockener ist? Machen die paar Grad Unterschied da schon so viel aus?

    Besatz im Moment auch weiße Asseln. Ich weiß nicht, ob die die Trockenheit vertragen. Wären ansonsten Springschwänze eine Alternative?


    Wunsch-Mantide wäre hier eine Art aus afrikanischen Savannen.

    Parasphendale oder Sphodromantis?

    Erstere gefiele mir besser, zweitere wäre evtl. etwas einfacher zu halten, oder?


    Was haltet Ihr von den Terrarien so weit?

    Bin für jede Anregung und Kritik dankbar.


    Viele Grüße, Stefan



    Terra1-1.jpg

    Terra1-2.jpgTerra2-1.jpgTerra2-2.jpg

  • Hi,

    Ja die paar Grad machen den großen Unterschied ;)

    Das sind so Exo-Terra Dosen oder? Da kann sich die Luftfeuchte nicht wirklich halten da der ganze Deckel aus Lüftung besteht, die Feuchtigkeit geht mit der warmen Luft futsch.


    In der "Steppe" ist das Klima super, das wird mit der Zeit auch trockener wenn sich die Sukkulenten darauf anpassen weniger zu transpirieren.


    Parasphendale sond so das anspruchsloseste was es an Mantiden gibt ;)

    Kann auch Popa nur empfehlen.


    Glg Simon :P

    Mantiden sind doch auch nur missgebildete Schaben.

    :twisted:

    Die Kultur von Honigbienen ist kein Naturschutz.

  • Hi,

    Soweit finde ich auch alles richtig gut,vlt ist es noch empfehlenswert über die Metalgase Nylon oder Kunststoff Gase zu Kleben(Klemen).

    Manche Exo Terra haben scharfkantige Gase wo sich die mantiden verletzten können.

    Aber ein Nylon Strumpf würde es auch tuhen sind ja Recht kleine Arten die können sich da Problemlos festhalten. Geht aber auch gut ohne, ist nicht zwingend notwendig.

    LG

  • Moin!

    Ja, davon hatte ich hier gelesen. Aber ich glaube, das bezog sich immer auf ältere Versionen des Terrariums.

    Soweit ich es sehen und fühlen kann, besteht das Gitter aus lackiertem Draht. Da fühlt sich zumindest nichts scharfkantig an.

    Ist das mit dem Austausch immer noch notwendig?

    Viele Grüße, Stefan

  • Guten Abend,


    kleiner Tipp... versuch erst mal 2-3 Monate die Orchideen in dem Terrarium am leben zu halten. Wenn die sich dann gut machen, dann nach einer Mantide suchen, die mit den eingestellten Bedingungen gut klar kommt.

    Ich habe auch ein Westafrika Terrarium gehabt mit ein paar Orchideen. Viele Arten haben es nicht längerfristig geschafft. Die Aerangis mystacidii ging bei mir wesentlich besser auf der Fensterbank. War allerdings auch schon ein größeres Pflänzchen.

    In kleinen Terrarien ist es sehr schwierig Orchideen und Mantiden gleichermaßen gerecht zu werden, auch wenn sie aus dem selben Land stammen. Die Habitate können auch dann sehr unterschiedlich sein. Orchidee z.B. in geschlossenen Wäldern mit hoher Luftfeuchtigkeit, Mantiden an offeneren Störstellen bei trockener Hitze. Manchmal sind da kaum 30m dazwischen, aber das eine würde am (ausschließlichen) Standort des anderen nicht langfristig überleben.


    Grüße,
    Regina

    "Jetzt koch ich Mama"

    Satzzeichen können Leben retten

  • Hallo Regina,


    Danke, so hatte ich das auch vor. Erst mal einlaufen lassen und sehen, wie es sich von den Werten her einpendelt.

    Wenn es nicht klappt, dann gibt es separate Terrarien für Orchideen und Mantiden. :-)


    Wo ich tatsächlich größere Bedenken habe, ist der hohe Nährstoffeintrag, auf den mich Fichte hinwies. Da dürften auch Springschwänze und Asseln nichts helfen, denn die Nährstoffe bleiben ja trotzdem innerhalb des Systems.

    Ich werde mal schauen, ob ich was basteln kann, damit die Orchidee gar keinen Kontakt zum Bodengrund hat.


    Was mein zweites Terrarium betrifft (das 30*30*30, Trockensavanne ohne Orchideen):

    Wie lange sollte ich das einlaufen lassen, bis ich eine Parasphendale (habe mich jetzt dafür entschieden) einsetzen kann?

    Gibt es Erfahrungen für eine "Putzkolonne" in eher trockenen Terrarien?
    Ich habe nur einen Thread dazu gefunden, und der ist ohne richtige Erkenntnisse im Sande verlaufen. Ich habe eine Mischung aus Walderde und Sand drin. Die Luftfeuchtigkeit sollte wohl nicht auf über 50% steigen. Deshalb will ich den Boden nur leicht feucht halten.

    Für Springschwänze ist das zu trocken, oder?

    Gibt es Asseln oder vielleicht ganz was anderes, was mit diesen Bedingungen klarkommt?


    Viele Grüße, Stefan

  • Servus,


    so, ich habe jetzt mal Nägel mit Köpfen gemacht und eine weibliche Pseudocreobotra wahlbergii (ungefähr L5) eingesetzt.

    Vorher das Terrarium noch etwas umdekoriert. Die Zweige mit den trockenen Blättern wurden schnell matschig und hätten vermutlich bald angefangen, zu schimmeln.

    Habe sie durch Buchenzweige ohne Blätter ersetzt.

    Weiterer Vorteil: Man sieht die Orchidee jetzt wieder.


    Tagsüber sind es jetzt (gemessen im unteren Drittel des Terrariums) 27°C und um die 45% rLF.

    Unter der Lampe bis 32°.


    Sie hat bisher Goldfliegen und kleine Heuschrecken bekommen und gefressen. Und ein undefinierbares Etwas, das sich durch mein Fenster verirrt hatte.

    Das mit dem zu hohen Nährstoffeintrag könnte für die Orchidee also tatsächlich ein Problem werden.


    IMG_3585.jpeg



    Und das hier ist das undefinierbare Insekt.

    IMG_3601.jpeg



    Was denkt Ihr?

    Alles okay soweit?


    Viele Grüße, Stefan